Auf nach Kalkutta!

Eigentlich wollte ich ja direkt nach Varanasi und Kalkutta ausfallen lassen. Ich hatte irgendwie genug von der Großstadt. Aber Varanasi antwortet nicht! Keine meiner Reservierungsanfragen wurde beantwortet. Ok, eine. Und das war ’ne Absage. Also soll es nicht sein. Nun doch die ursprünglich geplante Route. Und jetzt sehe ich langsam auch warum…

Am Dienstag früh um 6:00 Uhr geht’s los. Abfahrt des Gitanjali Express an Gleis 18. Durchschnittsgeschwindigkeit 60 km/h. Reisedauer 30 Stunden. Ankunft in Kalkutta, mittags gegen 13:00 Uhr. Dort werde ich dann ein paar Tage bleiben. Aber erst mal muss ich noch ein geeignetes Hotel finden…

Dann geht’s weiter nach Bodhgaya. Hier fand Prinz Siddhartha Gautama Erleuchtung und wurde so zu Buddha. Danach kommt gleich der nächste wichtige Pilgerplatz der Buddhisten: Sarnath. Der Ort liegt nur 10 Kilometer von Varanasi entfernt. Hier hielt Buddha seine erste Predigt über den mittleren Pfad zum Nirvana. Ihr merkt schon. Langsam beginnt die Reise nach Innen… Ich hoffe nur, der Weg ist gut ausgeschildert 😉 !

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Mum bye bye

Gestern noch einen entspannten, um nicht zu sagen langweiligen Museumstag eingelegt. Mittlerweile ist es so heiß hier, das jedes Gebäude mit Klimaanlage an sich schon eine hohe Anziehungskraft entwickelt. Und Museen sind ja in der Regel klimatisiert. Auch in Indien. Also nix wie rein ins Historische Museum. Hier gibt’s sogar einen kostenlosen Audio-Guide (auch auf Deutsch). Allerdings waren die für mich interessanten Objekte eher in geringer Zahl vorhanden, aber die Hinduistische und Tibetische Abteilung sind beeindruckend. Ach ja und die Waffensammlung: Womit die sich über die Jahrhunderte so die Köpfe eingeschlagen haben, ist schon furchteinflößend und auf gewisse Art auch beeindruckend. Wahrscheinlich stehen Männer einfach auf Schwerter, Dolche und so’n Zeug. Mir hat’s jedenfalls gefallen 😉

Dann gibt’s hier eine staatliche Galerie, in der lokale Künstler ihre Werke ausstellen können. Auch hier waren einige schöne Bilder ausgestellt. Aber das ist doch alles sehr überschaubar. Nach einer Stunde hast du alles 2 oder dreimal gesehen. Aber es ist halt herrlich kühl hier drin. Trotzdem hilft’s nix. Der Tag ist noch jung und viel Zeit bleibt mir hier ja nicht mehr. Also hab ich mich noch mal zu Fuß in Richtung Chowbatty Beach aufgemacht. Mit dem Taxi fahren ist natürlich viel bequemer, aber du siehst halt nicht viel und vor allem spürst du das Leben viel intensiver wenn du zu Fuß unterwegs bist. Und ich find es immer wieder spannend in irgendeine Straße reinzulaufen und zu schauen wohin sie mich führt. Das ist ein ganz anderes Leben hier in diesem Stadtviertel. Hier verlaufen sich nur wenige Touristen hin und dadurch kannst du dich auch ganz entspannt und unbelästigt alles ansehen. Die Architektur ist mal wieder der Hammer. Hier stehen Jugenstil-Häuser, da haut’s dich um. Und hier wird offensichtlich viel Geld investiert, denn viele davon sind in außerordentlich gutem Zustand und liebevoll restauriert.

Ich bin dann noch ’ne halbe Stunde an einem Kricket-Feld stehen geblieben und hab versucht zu ergründen, worum es bei dem Spiel eigentlich geht. Keine Chance. Das Ganze ähnelt zwar dem amerikanischen Baseball, ist gleichzeitig aber doch völlig anders. Ich muss mir da mal ein Regelheft – oder ist es ein Buch? – kaufen 🙂 … Meine Füße glühen. Ich nehm‘ ein Taxi zurück…

Ach noch was: Eliane, die Wette hättest du gewonnen. Das mit dem Internet-Stick wird definitiv nichts mehr! Einzelheiten warum und wieso erspar ich mir lieber. Aber es war mal wieder zum Piepen mit den Inderles 🙂

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Laxmi Villas

Das ist der Name meines Lieblingsrestaurants gleich um die Ecke vom Leopolds. Trotzdem trifft man hier nur selten Touristen an, und das obwohl es sogar ein Tipp im Lonely Planet ist. Das Essen hier ist einfach der Hammer (Gut, für Daggi und Sabine wär’s wahrscheinlich nichts 🙂 ). Obwohl ich eigentlich selten weiß, was da gerade vor mir steht, schmeckte bisher alles fantastisch. Und wenn die Rechnung kommt, hast du mit allem drum und dran gerade mal 2 Euro bezahlt.

Und gestern hatte ich hier so ne richtig nette Begegnung mit 2 jungen indischen Mädels. Der Laden war rappelvoll und nur bei mir am Tisch waren 2 Plätze frei. Die Ältere fragte sehr höflich, ob sie sich dazu setzen dürften. Keine Frage, na klar. Ich kannte die beiden vom Sehen. Beide verkaufen am Colaba Causeway Blumenbänder an Touristen und schlagen sich so durchs Leben. Und wie ich dann erfahren habe, auch noch immer mit einem Bein im Gefängnis, weil sie keine Lizenz haben. Die beiden waren so offen und freundlich – und wollten mir nicht mal was verkaufen… Ich war den ganzen Luftballon- Postkarten- und eben Blumenverkäufern bislang eher abweisend begegnet. Sie sind einfach so viele und du wirst ständig angequatscht und beim zwanzigsten „Something, Sir?“ bist du halt genervt. Und jetzt saßen mir zwei von ihnen gegenüber. Plötzlich siehst du die Menschen hinter den Worten, ihre Not und auch ihren Mut, sich diesem Leben täglich neu zu stellen. Die beiden waren schätzungsweise 10 und 14 Jahre alt und vor allem die Ältere hatte ein Würde, die mich tief beeindruckt hat. Ich hoffe das bleibt so und sie schafft es, ein einigermaßen geordnetes Leben zu leben. Ich würde gerne helfen. Aber Geld zu schenken ist da kein Mittel. Zumindest ihr Essen hab ich für diesen Tag übernommen und ihnen noch ne süße Nachspeise spendiert. Aber so ganz losgelassen hat mich das noch nicht.

Leider ist die Zeit jetzt sehr knapp. Morgen früh geht’s ja schon weiter. Ich schau dennoch ob es hier Institutionen gibt, die so was wie Patenschaften anbieten. Die Chancen auf ein Leben steigen auch hier mit dem Grad der Bildung. Und wenn dafür gesorgt ist, dass die Kids was zu Essen bekommen, haben sie erst mal keinen Grund mehr, sich Tag und Nacht auf den Straßen rum zu treiben und dort ihre körperliche und seelische Gesundheit auf’s Spiel zu setzen. Om Shanti!

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Einer geht noch…

So, mein letzter Tag in Mumbai neigt sich dem Ende zu. Morgen früh um 5 hab ich ’ne Verabredung mit meinem Haus- und Hof-Chauffeur. Ich hoffe er wird wach und holt mich pünktlich ab. Den Tag heute habe ich genutzt, um noch einige Eindrücke von Mumbai mit der Kamera festzuhalten. Ich habe ja einiges über die Architektur geschrieben, jetzt könnt ihr euch ein eigenes Bild davon machen… Wie immer findet ihr auf der Seite Bilder eine Übersicht. Die habe ich jetzt so eingerichtet, dass die neuesten Bilder immer zuerst kommen.

Ich werde die Stadt vermissen. Fühl mich schon fast wie zu Hause. Bin gespannt was noch so kommt. Ihr werdet jetzt also so 2 Tage nichts von mir hören. Die verbringe ich zum großen Teil im Zug und in Kalkutta muss ich mich erst mal zurechtfinden. Aber da wird sicher auch schnell ein Internet-Café hergehen…

Bis bald! Und danke schon mal für die netten Kommentare… Irgendwie seid ihr dadurch alle bei mir hier in Indien!

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Ü30-Zugfahrt

Hallo Leute, ich bin wieder da! Und erst mal Danke für die tollen Kommentare und Mails, die  mich hier in Kolkata erreichen! So ein bisschen Heimat tut schon gut 🙂

Nachdem mich das Eisenmonster vorgestern früh um 6 Uhr geschluckt hat, spuckte es mich 33! Stunden später in Kolkata wieder aus. Mein Chauffeur hat mich natürlich am Morgen um 5 versetzt und ich fing an erst mal einige Taxifahrer zu wecken. Die schlafen nachts in ihren Taxis – für mich ein großer Vorteil. Jetzt gab’s 2 Probleme zu lösen: Der Fahrer musste schnell wach werden und kapieren worum’s ging. Und bevor er wußte, worum es ging – nämlich um eine ziemlich kurze und wenig ertragreiche Fahrt musste mein Gepäck schon im Taxi sein. Da hilft es ein wenig, dass alle glauben man wolle zum Flughafen. Und das wäre eine lange und „teuere“ Angelegenheit.

Beim zweiten Kutscher hat’s dann geklappt und ich war rechtzeitig am Bahnhof. Wenn man mal kapiert hat, wie das System funktioniert, ist es ganz einfach, sich an den riesigen Bahsteigen zurechtzufinden um auch das richtige Abteil zu finden. Nun ja, ich hab erst mal lange nichts kapiert… Aber ein hilfsbereiter Gepäckträger hat sich dann meiner angenommen und mir das Gepäck zum richtigen Waggon – davon gibt es ungefähr 25 bis 30! – und schließlich bis zu meinen reservierten Platz gebracht. Und dann stehste erst mal da und bist sprachlos! Ich werd nie wieder über die Bahn ein schlechtes Wort sagen (außer es ist berechtigt). Das ganze ist eng – wenn sich 2 gegenübersitzen ist kaum Platz für die Beine – schmuddelig (so mit Käfern und so…) und eiskalt – airconditioned halt. Und dann das Fenster. Mehr so ne Art Schießscharte aus blickdichtem Glas. Also viel zu sehen gab es auf der Fahrt nicht. Und das war ja eigentlich der Hauptgrund den Zug als Reisemittel zu wählen. Man lernt halt nie aus.

Kurz darauf stieg noch ein ind. Geschäftsmann mit ins „Abteil“ und wir verbrachten die nächsten 25 Stunden mehr oder weniger schweigend und dösend. Sehr kommunikativ war er nicht. Dennoch war die Fahrt überraschend entspannt. Gut, das ist nicht für Menschen mit verstärktem Bewegungsdrang. Aber wenn du erst mal realisiert hast, dass du hier so schnell nicht mehr rauskommst, geht’s dann schon.

5 Stunden vor Ankunft in Kolkata tat es plötzlich mehrere Schläge und der Zug hielt an. Maschinenschaden oder so was ähnliches. Ich hab nicht viel verstanden, außer dass es erst mal nicht weitergeht. Eine neue Lok muss her und das kann dauern. Tat es dann auch… Fast 3 Stunden vergingen bis zur Weiterfahrt. Aber nach 25 Stunden fallen ein paar Stunden mehr oder weniger auch nicht mehr ins Gewicht.

Die letzte Stunde setzte sich dann ein wirkliche netter Typ dazu. Revisions-Inspektor bei der Bahn. Und Christ. Das war merkwürdigerweise das erste, was er mir erzählte. Wir hatten ein wirklich tolles Gespräch über Indien, Jobs, Religionen und so ganz nebenbei weihte er mich noch in die Geheimnisse des Zugticket-Kaufens ein. Werd ich alles für meine nächste Fahrt einsetzen! Gott meint es gut mit mir…

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