Langsam lerne ich in Rishikesh immer mehr Leute kennen. Viele davon leben schon seit Jahren immer für ein paar Monate im Jahr hier. Und seit einige Babas abends von mir ihr Essen spendiert bekommen und wissen dass sie sich auf mich verlassen können, öffnet sich ganz langsam die Tür in eine mir völlig fremde Welt. Vor drei Tagen traf ich wieder einen Schlangenbeschwörer. Diesmal gingen wir einen Schritt weiter und nach 5 Minuten hatte ich eine giftige Cobra um den Hals hängen. Und da blieb sie nicht lange. Ab den Rücken runter und unter mein Hemd. Trotz allem ein tolles Gefühl. Du spürst jede Bewegung und jeden Muskel des Reptils. Ich hab’s genossen.

Die Sadhus (oder Babas) sehen harmlos aus und sitzen vor den Cafés um ihre tägliche Mahlzeit zu erbetteln. Und leicht könnte man meinen, dass das alles ist, was die den ganzen Tag tun. In Wirklichkeit spielen die eine enorme Rolle in der spirituellen Welt Indiens. Hinter dieser Fassade sind einige von ihnen nämlich sehr kraftvolle Schamanen, die ihren eigenen indischen und für uns völlig unzugänglichen Regeln und Ritualen folgen. Aus dieser Bekanntschaft von Sadhus und vertrauenswürdigen und teilweise integrierten Nicht-Indern habe ich zur Zeit Zugang zu einigen Schamanenplätzen und zu Ashrams die versteckt in den Wäldern Rishikeshs liegen.  Und hier findest du wirklich noch tiefe Spiritualität. Aber da sind schon auch wilde Babas mit dicken Bärten und z.T. irren Augen die hier leben. Du musst halt akzeptieren, dass die gerade die Phase des Irrsinns durchlaufen und dass das durchaus gewollt ist. Und je nach Charakter geht das früher oder später auch wieder vorbei…

Die Natur ist da draußen noch wild und zum Teil unberührt. Auf die Frage, ob es möglich sei hier draußen im Freien zu übernachten lachte einer der Babas und meinte „Nur wenn du vom Tiger gefressen werden willst“. Die gibt’s hier tatsächlich keine 15 Kilometer von Rishikesh entfernt. Und die Babas kennen die geheimen Wege zum Ganges und zu den Futterplätzen und nutzen die Kraft dieser Plätze für ihre Rituale. Unsereiner würde wahrscheinlich keinen halben Tag durchstehen. Entweder frißt dich die Angst oder halt gleich der Tiger 🙂

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