Laxmi Villas

Das ist der Name meines Lieblingsrestaurants gleich um die Ecke vom Leopolds. Trotzdem trifft man hier nur selten Touristen an, und das obwohl es sogar ein Tipp im Lonely Planet ist. Das Essen hier ist einfach der Hammer (Gut, für Daggi und Sabine wär’s wahrscheinlich nichts 🙂 ). Obwohl ich eigentlich selten weiß, was da gerade vor mir steht, schmeckte bisher alles fantastisch. Und wenn die Rechnung kommt, hast du mit allem drum und dran gerade mal 2 Euro bezahlt.

Und gestern hatte ich hier so ne richtig nette Begegnung mit 2 jungen indischen Mädels. Der Laden war rappelvoll und nur bei mir am Tisch waren 2 Plätze frei. Die Ältere fragte sehr höflich, ob sie sich dazu setzen dürften. Keine Frage, na klar. Ich kannte die beiden vom Sehen. Beide verkaufen am Colaba Causeway Blumenbänder an Touristen und schlagen sich so durchs Leben. Und wie ich dann erfahren habe, auch noch immer mit einem Bein im Gefängnis, weil sie keine Lizenz haben. Die beiden waren so offen und freundlich – und wollten mir nicht mal was verkaufen… Ich war den ganzen Luftballon- Postkarten- und eben Blumenverkäufern bislang eher abweisend begegnet. Sie sind einfach so viele und du wirst ständig angequatscht und beim zwanzigsten „Something, Sir?“ bist du halt genervt. Und jetzt saßen mir zwei von ihnen gegenüber. Plötzlich siehst du die Menschen hinter den Worten, ihre Not und auch ihren Mut, sich diesem Leben täglich neu zu stellen. Die beiden waren schätzungsweise 10 und 14 Jahre alt und vor allem die Ältere hatte ein Würde, die mich tief beeindruckt hat. Ich hoffe das bleibt so und sie schafft es, ein einigermaßen geordnetes Leben zu leben. Ich würde gerne helfen. Aber Geld zu schenken ist da kein Mittel. Zumindest ihr Essen hab ich für diesen Tag übernommen und ihnen noch ne süße Nachspeise spendiert. Aber so ganz losgelassen hat mich das noch nicht.

Leider ist die Zeit jetzt sehr knapp. Morgen früh geht’s ja schon weiter. Ich schau dennoch ob es hier Institutionen gibt, die so was wie Patenschaften anbieten. Die Chancen auf ein Leben steigen auch hier mit dem Grad der Bildung. Und wenn dafür gesorgt ist, dass die Kids was zu Essen bekommen, haben sie erst mal keinen Grund mehr, sich Tag und Nacht auf den Straßen rum zu treiben und dort ihre körperliche und seelische Gesundheit auf’s Spiel zu setzen. Om Shanti!

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Einer geht noch…

So, mein letzter Tag in Mumbai neigt sich dem Ende zu. Morgen früh um 5 hab ich ’ne Verabredung mit meinem Haus- und Hof-Chauffeur. Ich hoffe er wird wach und holt mich pünktlich ab. Den Tag heute habe ich genutzt, um noch einige Eindrücke von Mumbai mit der Kamera festzuhalten. Ich habe ja einiges über die Architektur geschrieben, jetzt könnt ihr euch ein eigenes Bild davon machen… Wie immer findet ihr auf der Seite Bilder eine Übersicht. Die habe ich jetzt so eingerichtet, dass die neuesten Bilder immer zuerst kommen.

Ich werde die Stadt vermissen. Fühl mich schon fast wie zu Hause. Bin gespannt was noch so kommt. Ihr werdet jetzt also so 2 Tage nichts von mir hören. Die verbringe ich zum großen Teil im Zug und in Kalkutta muss ich mich erst mal zurechtfinden. Aber da wird sicher auch schnell ein Internet-Café hergehen…

Bis bald! Und danke schon mal für die netten Kommentare… Irgendwie seid ihr dadurch alle bei mir hier in Indien!

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Ü30-Zugfahrt

Hallo Leute, ich bin wieder da! Und erst mal Danke für die tollen Kommentare und Mails, die  mich hier in Kolkata erreichen! So ein bisschen Heimat tut schon gut 🙂

Nachdem mich das Eisenmonster vorgestern früh um 6 Uhr geschluckt hat, spuckte es mich 33! Stunden später in Kolkata wieder aus. Mein Chauffeur hat mich natürlich am Morgen um 5 versetzt und ich fing an erst mal einige Taxifahrer zu wecken. Die schlafen nachts in ihren Taxis – für mich ein großer Vorteil. Jetzt gab’s 2 Probleme zu lösen: Der Fahrer musste schnell wach werden und kapieren worum’s ging. Und bevor er wußte, worum es ging – nämlich um eine ziemlich kurze und wenig ertragreiche Fahrt musste mein Gepäck schon im Taxi sein. Da hilft es ein wenig, dass alle glauben man wolle zum Flughafen. Und das wäre eine lange und „teuere“ Angelegenheit.

Beim zweiten Kutscher hat’s dann geklappt und ich war rechtzeitig am Bahnhof. Wenn man mal kapiert hat, wie das System funktioniert, ist es ganz einfach, sich an den riesigen Bahsteigen zurechtzufinden um auch das richtige Abteil zu finden. Nun ja, ich hab erst mal lange nichts kapiert… Aber ein hilfsbereiter Gepäckträger hat sich dann meiner angenommen und mir das Gepäck zum richtigen Waggon – davon gibt es ungefähr 25 bis 30! – und schließlich bis zu meinen reservierten Platz gebracht. Und dann stehste erst mal da und bist sprachlos! Ich werd nie wieder über die Bahn ein schlechtes Wort sagen (außer es ist berechtigt). Das ganze ist eng – wenn sich 2 gegenübersitzen ist kaum Platz für die Beine – schmuddelig (so mit Käfern und so…) und eiskalt – airconditioned halt. Und dann das Fenster. Mehr so ne Art Schießscharte aus blickdichtem Glas. Also viel zu sehen gab es auf der Fahrt nicht. Und das war ja eigentlich der Hauptgrund den Zug als Reisemittel zu wählen. Man lernt halt nie aus.

Kurz darauf stieg noch ein ind. Geschäftsmann mit ins „Abteil“ und wir verbrachten die nächsten 25 Stunden mehr oder weniger schweigend und dösend. Sehr kommunikativ war er nicht. Dennoch war die Fahrt überraschend entspannt. Gut, das ist nicht für Menschen mit verstärktem Bewegungsdrang. Aber wenn du erst mal realisiert hast, dass du hier so schnell nicht mehr rauskommst, geht’s dann schon.

5 Stunden vor Ankunft in Kolkata tat es plötzlich mehrere Schläge und der Zug hielt an. Maschinenschaden oder so was ähnliches. Ich hab nicht viel verstanden, außer dass es erst mal nicht weitergeht. Eine neue Lok muss her und das kann dauern. Tat es dann auch… Fast 3 Stunden vergingen bis zur Weiterfahrt. Aber nach 25 Stunden fallen ein paar Stunden mehr oder weniger auch nicht mehr ins Gewicht.

Die letzte Stunde setzte sich dann ein wirkliche netter Typ dazu. Revisions-Inspektor bei der Bahn. Und Christ. Das war merkwürdigerweise das erste, was er mir erzählte. Wir hatten ein wirklich tolles Gespräch über Indien, Jobs, Religionen und so ganz nebenbei weihte er mich noch in die Geheimnisse des Zugticket-Kaufens ein. Werd ich alles für meine nächste Fahrt einsetzen! Gott meint es gut mit mir…

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Streets of Kolkata

Ich war ja von Mumbai schon einiges gewohnt. Aber was mich hier erwartete war ein erneuter Schock. Die schlimmsten Viertel von Mumbai entsprechen ungefähr den besseren des Zentrums von Kolkata. Dreck, aufgerissene Straßen, staubige Luft und so gar nicht entspannte Menschen. Mein Taxifahrer ging da mit gutem Beispiel voran. Ich hatte ja kein Hotel gebucht sondern musste vor Ort was finden. Ich hatte aber aus dem Reiseführer schon ein paar Tipps. Und Tipp Nummer eins war auch das Ziel der Fahrt. Dumm nur, dass der Taxifahrer überhaupt nicht wusste wo das war. Wir hielten also während der Fahrt bestimmt 6 mal an und spielten Quiz-Taxi. Ich rief also jedesmal den Namen den Hotels und die Straße und alle nickten und keiner wusste wo das sein soll. Aber ich hatte ein paar Eckdaten von wichtigen Straßen und so näherten wir uns langsam aber sicher dem anvisierten Ziel.

Kolkata hat ein sehr interessantes System, den Verkehr zu regeln. Dazu gehört zum Beispiel, dass Mittags um 1 Uhr in den Einbahnstraßen die Fahrtrichtung wechselt. Warum weiß kein Mensch. Jedenfalls hatten wir nach 1 Stunde Autofahrt die Straße gefunden. Und – es war eine Einbahnstraße. Und – wir standen am falschen Ende. Der Taxifahrer war am Ende und seine Fahrweise wurde immer aggressiver. Wir haben’s geschafft und ich war echt froh aus der Kiste raus zu kommen. Mann oh Mann.

Mein Zimmer ist o.k. Nichts besonderes aber im 4. Stock gelegen, und somit relativ ruhig. Aber ich glaube nicht, dass ich sehr lange hier bleiben werde. Die Stadt ist echt heftig. Ich habe heute morgen einen riesigen Park entdeckt mit wirklich schöner Architektur und habe gleich einen Erkundungsspaziergang gemacht. Aber das machste ja auch nicht jeden Tag. Wenn nicht noch was interessantes auftaucht, bin ich ganz schnell wieder weg. Sofern die erlernten Ticket-Tricks funktionieren. Das Zauberwort für verbindliche Buchungen ist „Tatkal“ und bedeutet soviel wie Notfall. Kostet zwar 200 Rupees (ca. 2 EUR) extra, aber es gibt immer ein freies Tatkal-Kontingent auf den Zügen und somit ist ein Platz so gut wie sicher. Jetzt muss ich nur noch schauen wann ein geeigneter Zug Richtung Bodhgaya und Varanasi geht…

Aber vielleicht tue ich der Stadt ja unrecht und sie ist gar nicht so schlimm wie sie tut! Mal sehen…

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Kolkata, the day after…

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Es gibt es dann doch, das andere Kalkutta. Aber im großen und ganzen kann ich mich mit der Stadt nicht so recht anfreunden. Während einem in Mumbai die Verkäufer auf die Nerven gingen, sind es hier die Bettler. Und die sind wirklich hartnäckig. Gestern habe ich mit ein paar Kids auf der Straße rum gealbert und ihnen dann noch ein paar Äpfel geschenkt. Ich glaub, die haben ja ein geheimes Zeichen… Innerhalb von Sekunden war ich eingezingelt von zwei Dutzend schreienden und bettelnden Kindern. Da die Nerven nicht zu verlieren ist echt harte Arbeit. Aber wie hat Rainald Götz in seinem Buch „Irre“ so treffend geschrieben: „Don’t cry, work!“ So I do…

Heute geht’s noch auf den New Market. Hier gibt’s Unmengen von Gewürzen, Gemüse, Obst und allerlei Krimskrams. Bin schon ganz neugierig…

Am Montag geht’s nach Bodhgaya und am Donnerstag weiter nach Varanasi und Sarnath. Ich bin schon gespannt, wie sich die ruhigere Phase meiner Reise gestaltet. Alles in allem ist alles easy  und fühl mich von Tag zu Tag wohler hier. Die Hitze ist herrlich! Und wenn man sie mag, kann man sogar richtig Geld sparen. Klimaanlage auf’m Zimmer geht mittlerweile gar nicht mehr. Erstens sind die Dinger laut wie Hölle, kosten extra und der ständige Wechsel von kalt nach heiß nervt noch dazu. Jetzt isses halt immer heiß. Und der Ventilator reicht zum abkühlen völlig aus.

To be continued…

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Trubel am Neuen Markt

Wie schon angekündigt bin ich gleich nach meiner Internet-Session rüber zum New Market von Kolkata. Eigentlich hatte ich ja einen offenen Platz mit Händlern und Ständen im Freien erwartet. Entpuppt hat er sich dann aber als riesige Halle mit einer schmucken rot getünchten Backsteinfassade. Der Teufel kommt halt manchmal wirklich im Sonntagsgewand…

Ich also nix wie rein und kucken und vielleicht doch noch was zum Mitbringen finden. Beim Betreten öffnen sich links und rechts kleine Gässchen. Laden an Laden. Der erste Eindruck: Überwiegend Stoffe und Schmuck. Nicht so interessant. Ich hab einfach mal so vorausgesetzt, dass sich das beste Angebot im Zentrum der Halle befindet. Also nix wie gerade aus, auch, um vor den ersten Something-Sir-Indern zu flüchten. Die tragen hier kleine Einkaufskörbe und sind auch noch offiziell von der Stadt lizenziert. Also nicht nur dass die das dürfen. Das ist ihre PFLICHT! So sehen die das zumindest. Ich also schnurstracks rein ins Zentrum. Was mich dort erwartet ist kaum zu fassen. In diesen mittleren Teil der Halle fällt kaum Tageslicht. Der Gestank ist bestialisch. Ich bleibe erst mal wie angwurzelt stehen. Da lagen Erwartung und Realität in zwei komplett voneinander getrennten Universen ohne die geringste Schnittmenge. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich mich inmitten von Fleischbrocken stehen, die sich bergeweise um mich herum auftürmen. Blutlachen bedecken den Boden und dazu die Geräusche der (noch) lebenden Tiere. Und hier huschen wirklich dunkle Gestalten umher. Der Gestank nimmt noch zu. So stelle ich mir die Hölle vor! Das Zentrum des Neuen Marktes also eine riesige Schlachterei. Offen. Für jeden einzusehen. Und drum herum verkaufen die allerlei Krimskrams als wär das die natürlichste Sache der Welt. Ich muss hier sofort wieder raus. Irgendwie steht der New Market für das Prinzip Kalkutta. Sehr verdichtet halt, aber so erlebe ich diese Stadt tagtäglich. Kein Kindergeburtstag, sag ich euch.

Ehrlich gesagt zähle ich seitdem die Tage, bis ich hier weg komme. Aber ihr müsst euch keine Sorge um mich machen, mir geht’s dennoch gut. Das sind halt genau die Erfahrungen, die du in Indien machst. Und das wollte ich ja so! O.k., also vielleicht nicht genau so… 😉

Morgen geht’s nach Bodhgaya. Ich freu mich auf ruhigere Tage. Mal sehen ob’s auch so kommt…

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