Rallye Bodhgaya Dungeshwar

dun_2603-3430_s.jpgKaum zu glauben, aber mein Taxifahrer war pünktlich um 12 Uhr am Hotel! Gepäck einladen und kurz die Route besprechen. Auf die Frage nach dem Höhlentempel wurde sein Grinsen breit und es kam sein übliches „Very nice place, Sir“. Ich muss dazu sagen, dass das so ziemlich der einzige Satz ist, den der gute 786 (für mich) verständlich aussprechen kann. Und den sagte er dann auch während unserer Fahrt dutzende Male. Das war leider die gesamte Konversation auf der Fahrt. Bis auf die Preisverhandlung am Bahnhof in Gaya. Aber dazu später…

Auch wenn Bodhgaya ein vergleichsweise winziger Ort ist, sobald man auf die Hauptstraße abbiegt, machen die Autoverkehr wie die Großen. Die Straße ist zwar insgesamt breit, der befahrbare Teil davon reduziert das Ganze dann aber auf eine schmale Spur in der Mitte. Einmal mehr wurde mir die Kunst, nicht im Straßenverkehr zu sterben mehr als deutlich vorgeführt. Beeindruckend. Immer wieder. Nach einigen Kilometern wurde es ruhiger auf der Straße und wir kamen gut voran. Plötzlich bremste 786 scharf ab, und wir bogen auf eine, sagen wir mal vorsichtig „Schotterpiste“ ab. Mein erster Gedanke war: „Das überlebt die Rikscha nie und nimmer“. „Very nice place!“. Mein Fahrer schien unbeeindruckt und furchtlos. Die Fahrt wurde immer mehr zur Rallye. Schlangenlinien um die Hindernisse: große Steine, scharfkantige Steine, Steine, denen man nicht ansieht ob sie welche sind, Wasser(?)pfützen und halt ganz normale Löcher. 786 zeigte in die Ferne und rief seinen bekannten Satz nach hinten, wo ich mich derweil am Rikscha-Gestänge festhielt und versuchte ,die Folgeschäden für meinen Rücken so gering wie möglich zu halten. Das ist übrigens kein Ausflug für Gebissträger… nur mal so am Rande. Am Horizont erhob sich ein kleiner Gebirgszug. Der schien bei 10 km/h einen Tagesritt weit weg. Aber genau das war mein auserkorenes Ziel. Na, viel Zeit wird da nicht übrig bleiben für die Besichtigung…

Nach 40 Minuten Stein- und Sandpiste standen wir endlich an einer steilen geteerten Straße hinauf zu dem jetzt sichtbaren Kloster. Gesperrt für Rikschas… Zu Fuß in der prallen Mittagssonne… Prima Idee, die da wieder hatte! Aber was soll’s!

Meine Erwartungen waren nach Elephant Island entsprechend groß. Doch hier bestand die Anlage aus drei winzigen Höhlen, in denen jedoch beeindruckende Buddha-Statuen standen. Nach rund 20 Minuten war meine Neugier befriedigt. Ich hielt noch ein kurzes Gespräch mit dem Mönch, der von seinem Kloster hier für ein Jahr abkommandiert war. 2 Monate habe er noch. Und er schien glücklich darüber 😉 .

Bis nach Gaya waren es auf gleicher Strecke zurück noch mal ungefähr 40 Minuten. Der übliche Kampf auf Indiens straßen, wenn sich von 400.000 Einwohnern gefühlte 350 Tsd. auf einer Straße bewegen. Ich war fertig von der Hitze, dem Staub und dem Ritt auf der Rikscha. Fahrer bezahlen und ab zum richtigen Bahnsteig. Apropos Fahrer bezahlen. Der nannte mir erst mal eine astronomische Summe. Ich war ja schon auf einiges gefasst und hatte innerlich noch ein kleines Trinkgeld eingeplant, aber das übertraf alles. Genervt und enttäuscht begann ich mit dem Feilschen und nach kurzer Zeit hatten wir uns auf etwas mehr als die Hälfte, wobei das immer noch viel zu viel war, geeinigt. Sch… drauf. Nur noch weg hier..!

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Poorva Express

Der Zug war fast pünktlich. Ich erinnerte mich noch an die Reihenfolge der Waggons als ich in Kolkata los fuhr und machte mich sofort an den vermeintlich richtigen Abschnitts des Bahnsteigs auf. Da man ja aber nie weiß, ob die die Waggons auch immer auf die gleiche Weise zusammen fügen, fragte ich vorsichtshalber einen Saftverkäufer. Der hatte hier einen festen Stand und sollte ja wissen, wo die Wagen der AC-Klasse halten. Der Zug kommt hier jeden Tag durch, sollte ich vielleicht noch hinzufügen. Ich zeigte ihm meine Fahrkarte und er deutete in die andere Richtung. „Coach A1 this direction. Not here Sir, please.“ Ich also meinen Rucksack und meine Tasche geschnappt und den ganzen Weg zurück in die andere Richtung. Tja, da wollte ich wohl schlauer sein als die Bahn… Am anderen Ende des Bahnsteigs war dann auch eine kleine klimatisierte Halle für die Reisenden der 2. und 3. Klasse. Ich fragte noch mal nach, bekam aber keine wirklich eindeutige Auskunft. „Middle is the best, Sir“. Ja, genau…

Als der Poorva-Express mit 10 Minuten Verspätung eintraf, traf mit ihm auch die Gewissheit ein, dass mein ursprünglicher Impuls der Richtige war. Die Wagen der AC-Klasse waren am Ende des Zuges. Also den ganzen Weg mit Gepäck wieder runter bis ich endlich Waggon einschließlich Sitzplatz gefunden hatte. Gebucht hatte ich den unteren Platz. Der war aber bereits ordentlich mit Bettzeug bezogen (Nachmittags um Drei…) und offensichtlich bereits von jemand Anderem in Beschlag genommen worden. Wurscht, ich hab‘ reserviert. Das ist mein Platz. Ich setze mich also hin, und keine 5 Minuten später kam der Übeltäter… Der war erst mal total angefressen. Nicht nur, dass er seinen Platz verloren hatte, nein auch noch an einen Nicht-Inder! Das war für den guten Mann fast zuviel. Als ich ihn dann auch noch höflich bat, das Bettzeug doch nach oben auf seine Bank zu legen, damit wir die Rückenlehne wieder hochklappen könnten, war’s dann rum. Sichtlich angefressen schnappte er sich sein Zeug, richtete sich über mir sein Schlafgemach und ward bis zu Ankunft in Varanasi nicht mehr gesehen. Da habe ich mir definitiv keinen Freund gemacht… Aber ich kann halt auch nicht immer „gut“ sein 😉

Der Name des Zuges war übrigens wörtlich zu nehmen. Das war wirklich ärmlich. Bislang der fertigste Zug, in dem ich gesessen bin. Aber es sollten ja nur 3 Stunden Fahrt sein. Das sitze ich mittlerweile auf einer Backe ab. Mit letzten Endes einer Stunde Verspätung lief der Poorva Express gegen 7 in Varanasi ein. Draußen war’s bereits stockdunkel und das Abenteuer Hotelsuche sollte in wenigen Minuten beginnen… Ziel war Sarnath, ein angeblich ruhiger und grüner Ort, keine 10 km von Varanasi entfernt… Aber die indische Realität holte mich schnell wieder ein!

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