Selber schuld #2

Es gibt auch das andere Mumbai: Gepflegt, klimatisiert und um einen herum freundliche und schöne Menschen! Das muss ja einen Haken haben, denkt sich der christlich (v)erzogene Westler. Und Recht soll er behalten. Aber wie so oft lautet die Wahrheit auch hier: Selber schuld.

Gleich bei mir um die Ecke hab ich kleines Bistro namens Basilico entdeckt. Nur ein paar Tische, schöne Farben, sehr gemütlich, 3 wunderschöne Frauen am Nebentisch. Na also, geht doch!

Und dann die Karte: Feines, europäisch angehauchtes Essen kombiniert mit indischen Zutaten und Gewürzen. Bestellt habe ich eine Suppe von getrockneten Tomaten, dazu hausgemachte Ravioli mit Spinatfüllung an einer Käsesauce mit Zitronengras. Mann war das lecker! Und weil es gerade so klimatisiert war hab mir ich noch einen frisch aufgebrühten Tee gegönnt. Ein Traum? Denkste! Mein Magen ist ob der erneuten Umstellung des Essens komplett kollabiert. Ich hab’s gerade noch so nach Hause geschafft. Details aus der Nacht möchte ich ersparen, aber das war kein Kindergeburtstag…

Und am nächsten Tag war Holi. Tausende von Menschen feiern bei ca. 35° C das Ende des WINTERS. Na Mahlzeit! (autsch, lieber nicht ans Essen denken). Und sie tun das, indem Sie sich und alle Umstehenden mit Farbe bewerfen. Hochgiftige übrigens, wie mir Einheimische bestätigten :-). Und darüber hinaus hatte ich für den nächsten Tag eine Sightseeing-Tour im Auto mit Vijay gebucht. 4 Stunden im Auto durch die Stadt rumpeln. Ob das gut geht?

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Holi in Mumubai

Das wird jetzt ein kurzer Beitrag: Mein Holi fand auf der Toli statt. Es gab auch nur eine Farbe…

Aber am frühen Mittag ging’s dann langsam wieder. Also auf zum Gate of India. Auf dem Platz tummelt sich tagsüber halb Mumbai. Außer heute. Gähnende Leere. Hä? Ich hab dann später erfahren, dass das einer der wenigen Plätze ist, wo Holi nicht gefeiert wird. Manchmal hab ich halt ein gutes Händchen.. 😉 Also vorsichtig Richtung Colaba Causeway. Und immer in Reichweite zum Hotel bleiben. Meinem Magen trau ich noch nicht so ganz. Und dann: Überall Menschen, die von oben bis unten mit Farben überzogen sind. Jeder will fotografiert werden. Dumm nur, dass ich keine Kamera dabei habe. Die Gespräche gestalteten sich dann in etwa so:
Inder: „Please make photo, make photo“
Ich: „Sorry, no camera…“
Inder: „Why not, why no photo?“
Tja, was sollste da noch sagen. Fotos ohne Kamera können auch wir aus’m Westen noch nicht.
Jedenfalls war ich ganz froh, dass ich das ganze nicht so hautnah erlebt habe. Die Stimmung war ziemlich aggressiv da fast jeder besoffen war. Also wieder ab ins Hotel und innerlich auf die Stadtrundfahrt vorbereiten…

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Mumbai Highlights

Um 3 ging’s los und mir erstaunlich gut. Vijai fing gleich das Erzählen an. Ich hab nix verstanden. Gut dass ich den Reiseführer vorher etwas gründlicher studiert hatte. So wusste ich wenigstens einigermaßen worum’s ging. Da ich bereits zu Fuß einige Gegenden erkundet hatte, konnten wir uns die sparen. Also gleich auf zum berühmten Chowbatty Beach. Ein großer Sandstrand an dem sich abends Familien, Freunde und Verliebte zum Sonnenuntergang treffen. Heut war aber eher Weltuntergang. Überall stolperten bunte Menschen rum, fielen hin und rappelten sich wieder auf. DIE GIFTIGE FARBE! dachte ich. War aber nur der Alkohol. Vijai meinte ich sollte besser nicht aussteigen. „Young People, very drunken, very aggressive, not good go to Beach“ Da vertrau ich ihm mal…

Unser nächster Stop war an einem Jain-Tempel in Malabar Hill. Sehr beeindruckend. Die Ruhe im Tempel und die Lebendigkeit der Statuen waren für mich ein sehr tiefes Erlebnis. Vorsichtig habe ich gefragt ob ich fotografieren dürfe, was mir freundlich lächelnd erlaubt wurde. Einen kleinen Eindruck von der Atmosphäre bekommt Ihr vielleicht bei den Bilder in der Galerie.

Und schon ging’s besinnlich weiter. Ich war jetzt innerlich völlig ruhig und auch mein Magen gab Ruhe. Nach einem kurzen Zwischenstopp mit Spaziergang in den Hanging Gardens gings weiter zum Haus in dem Mahatma Gandhi wohnte wenn er in Mumbai war. Ich bin immer wieder zutiefst von diesem Menschen beeindruckt. Und davon, wie das Leben (oder Gott, Liebe, Evolution) die Geschicke eines Menschen leitet. Und wie dieser Mensch seine Aufgabe dann vollkommen annimmt und ausfüllt. Mir standen da wirklich mehrmals die Tränen in den Augen. Hat aber keiner gemerkt. Und ihr sagt das auch nicht gleich weiter, gell?

Wir hielten dann an einer Stelle, an der es nichts zu sehen gab. Nur die Stimmung dort war irgendwie ungut. Obwohl es heller Tag war, fühlte es sich wie tiefe Nacht an. Vijai redete wild auf mich ein aber jetzt verstand ich gar nichts mehr. Ich nickte nur und weiter ging’s. Am Schluss unserer Tour habe ich erfahren dass es sich hier um das Gelände handelte auf dem die Parsen (Perser), eine sehr einflussreiche Gruppe in Mumbai, ihre Toten bestatten. Für die Parsen sind die Elemente Erder, Feuer und Wasser heilig. Deshalb legen Sie ihre Toten in die sog. Türme des Schweigens, wo dann die Geier und die Sonne die Körper zersetzen.

Am Schluss haben wir uns dann noch Mahalaxmi Dhobi Ghat angeschaut. Die größte Waschanlage von ganz Indien. In über 1000 gemauerten Bottichen wird die Wäsche fast sämtlicher Hotels aber auch von Privatleuten vom Schmutz und Staub der Straße befreit. Logistisch ein Meisterwerk.

Eigentlich macht Mahalaxmi Dhobi Ghat den Eindruck ein riesiger Slum zu sein, der eben der Arbeit des Waschens nachgeht. Vijai ist mir mir rein, nach wenigen Metern hat’s mir vom Gestank in den Gassen den Magen angehoben. Bloß nicht hier, bloß nicht jetzt, dachte ich. Es ging dann aber gleich wieder. Gearbeitet wurde heute nicht wg. Holi. Überall lagen Klamotten im Dreck – wie ’ne Wäscherei sah das beileibe nicht aus. Vijai beruhigte mich aber, und erklärte mir dass das die Klamotten der Bewohner seien, die sich selbige aus schierer Freude und Lebenslust während der nächtlichen Feier vom Leib gerissen hatten. Hab ich vielleicht doch was verpasst?…

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Mumbai #6: Fahrt nach Elephanta Island

Um kurz nach 9 hab ich das Boot nach Elephant Island bestiegen. „Very fast boat, Sir!“ Ja, ja, genau so sieht das auch aus. Schätze bei mehr als 5 Knoten Geschwindigkeit zerfällt alles in seine Einzelteile. „Very fast“ bedeutete dann aber wohl nur, dass ich nicht mehr als eine halbe Stunde gewartet habe, bis es dann endlich los ging, und wir vom Gates of India ablegten. Der Kapitän nahm also direkte Fahrt auf die Insel vor Mumbai auf. Dachte ich jedenfalls. Aber das ist ja das schöne an Indien. Es sind die Geschichten am Rande, die mich immer wieder schmunzeln und manchmal auch herzhaft lachen lassen. Also, kurz bevor wir ablegten stiegen lärmend und lachend noch ca. 20 Arbeiter mit großen blauen und grünen Kanistern zu uns aufs Boot. Wie sich gleich herausstellen sollte waren das die Versorgungstrupps, die den anderen Booten etwas weiter draußen im Hafen Sprit und Wasser brachten. Hier hilft man sich halt gegenseitig – und wenn’s noch eine logistische Herausforderung zu meistern gilt, sind die Inder sofort Feuer und Flamme. Angesichts der mehreren hundert Liter Sprit an Bord hielten sie sich heute aber glücklicherweise damit zurück…

Wir fuhren also eine gefühlte Stunde (in Wirklichkeit wahren es wohl nur 15 Min) kreuz und quer im Hafen herum, bis auch der letzte Mann sein Boot gefunden und die ihm anvertraute Ladung samt seiner selbst abgeliefert hatte. Jetzt ging’s dann aber wirklich los. Das Meer hatte eine Farbe, die zwischen hell- und dunkelbraun variierte. Die Blicktiefe dürfte so im Nano-Bereich gelegen haben. Wenn da einer rein fällt, nicht auszudenken. Und kaum war der Gedanke zu Ende gedacht, schwamm uns ein lachendes Inderle im Rettungsreifen entgegen. Er nahm wohl ein erfrischendes Bad im Meer. Mahlzeit. Von uns hätte das wohl keiner auch nur einen halben Tag lang überlebt…

Circa halb Elf Uhr. Ankunft auf Elephant Island. Über einen Damm ging es ca. 1 Kilometer bis zum Festland. Die Strecke konnte man mit einer lauten und stinkenden Dampflok wie man sie aus Freizeitparks kennt zurücklegen. Ich ging zu Fuß. Mit mir vielleicht noch 5-6 andere. Endlich mal Ruhe! Kein Hupen, kein hektisches Treiben. Nur Ich und das Meer und die Insel. „Sir, need Guide Sir? I’m good Guide! Where you coming from?“ Na gut… „Germany“ sagte ich. „Oh Germany, I lived in Munich for some time“ „Really? I live near Munich, what did you do in Germany?“ „Sir, need Guide? I’m good Guide!“ „I’m sure you are, but I don’t want a Guide“ Ich will einfach nur mal meine Ruhe haben… Und weg war er. Wieder Ruhe… Die Verkäuferinnen am Damm boten auf angenehm zurückhaltende Weise Früchte und Beeren an. Aber auch auf die Masche bin ich nicht reingefallen. Einfach weiter gerade aus. Die Insel hat „natürlich“ einen Eingang. Der ist dafür da, dass es der Verwaltung leichter fällt, die 5 Rupees Tax zu kassieren. Aber die zahle ich gerne, da das Geld für den weiteren Erhalt der Tempelanlagen verwendet wird.

Erst mal ’ne Flasche Wasser kaufen. Die Hitze ist hier draußen schon enorm. Trotz des Windes vom Meer. Und dann beginnt er. Der Aufstieg zur Höhlenanlage. Knappe 40° C und vor mir eine schier endlose Steintreppe. Aber das war es nicht, was mich schreckte. Auf mich, und alle die noch kommen sollten, lauerten dutzende Verkäufer, jede Sekunde bereit, dir ihre „is best“-Produkte anzupreisen. Heiliger Shiva! Hier hilft nur der Zustand völliger innerer Einkehr. Also: Alles Ausblenden…

Am Eingang zur Tempelanlage dann noch mal 250 Rupees abgedrückt. Die sind es allein schon wert um nur die Horden an Verkäufern hinter sich zu lassen.

Um so drastischer war dann der Anblick der Statuen in den Tempelhöhlen. Die Höhle dürfte eine Fläche von ca. 150 qm und einer Höhe von knapp 6-7 Metern haben und wurden samt ihrer Statuen in einem Stück aus dem Felsen gemeißelt und so dem Berg abgerungen. Sie ist Gott Shiva geweiht und die Statuen zeigen dessen unterschiedliche Aspekte. Shiva der Yogi, der Tänzer, der Bezwinger der Dämonen und einige mehr. Und eine der schönsten und überwältigsten Steinarbeiten, die ich in meinem Leben gesehen habe, befindet sich an der Stirnseite der Höhle. Mahesh Murti. Der vollkommen verwirklichte Shiva. Die dreiköpfige Büste hat eine Höhe von knapp 6 Metern. Sie zeigt links im Profil den zerstörerischen, männlichen Aspekt Shivas „Bhairava“, rechts den weiblichen Aspekt Uma. Und das mittlere, dem Betrachter zugewandte Gesicht bildet den verwirklichten Shiva ab, der in sich beide Aspekte vollkommen integriert hat.

Es ist nicht die gewaltige Größe, die mich umhaut, selbst jetzt noch während ich diese Zeilen schreibe, es ist der Gesichtsausdruck Shivas. Das Hauptgesicht zeigt den Aspekt Mahadeva. Wenn ich je ein Bild für Vollkommenheit gesucht hatte, hier stand es vor mir. Ich kann das nicht wirklich beschreiben. Nur fühlen. Mein Herz fließt über und ich hab mal wieder Tränen in den Augen, so sehr berührt mich die Schönheit und Kraft dieses Gesichtes. Om Shivaja!

Es fällt mir schwer mich von dem Anblick zu lösen, aber Hilfe naht. „The cave is build from one part in the rocks. This is Shiva…“ Ja, ja, and I am your guide, ich weiß schon. Ich dreh mich um und zu meiner Überraschung steht da ein junger uniformierter Mann. Einer der Wärter in der Höhle. Ich hör mir an was er zu sagen hat, es ist aber nichts wirklich neues oder interessantes. Auf meine Frage wackelt er mit dem Kopf und erzählt einfach weiter. Gar nicht erst ignorieren… Ich erwähne das deshalb, weil ich nachdem ich die anderen Höhlen angeschaut habe noch 2 weitere Male in die Haupthöhle zurück bin. Vielleicht wollte ich ja wissen ob die Statue Shivas nur beim ersten Anblick eine derartige Wirkung auf den Betrachter hat. Aber es wurde jedes Mal noch heftiger. Und jedes Mal kam der gleiche Wärter nach wenigen Minuten und sagte immer wieder seinen Spruch auf. Kein neues, kein anderes Wort verließ seinen Mund. Alles auswendig gelernt! Und er tat das auf seine unnachahmliche Weise, gerade als ob er mich zum ersten Mal sähe, dreimal hintereinander. Unfassbar! Beim dritten Mal, als er wieder ansetzte, seinen Spruch aufzusagen konnte ich mich nicht mehr halten und fing an laut zu lachen. Was den Wärter sichtlich irritierte. Aber er nahm das als Zustimmung zu seinem fundierten Wissen über die Anlage und setzte seinen Vortrag fort. Vielleicht ist er der Erleuchtung ja näher als uns allen und ihm selbst bewusst ist. Immer noch lachend verließ ich die Höhle.

Dann ging’s zurück zum Boot. Das gleiche Ritual. Is-Best-Products wohin das Auge blickt. Aber jetzt hatte das alles etwas sehr warmes und humorvolles. Ich bedankte mich bei jedem Verkäufer mit einem gütigen und entschieden verneinenden „Sorry“ und erreichte nach 15 Min. das Boot zurück nach Mumbai. Und das Lächeln in meinem Gesicht hielt noch den ganzen Tag an.

Ach ja, auch die Hafenrundfahrt wiederholte sich. Nur dass wir dieses Mal die Arbeiter mit leeren Kanistern auf ihren Booten abholten und sie zurück an Land brachten… Das war ein guter Tag!

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Aller Anfang…

„Ei so e mechanische Schreibmaschin is jo eichentlich ein ganz ehnfaches Gerät, han ich gedacht. Bis ich dann de Deckel abgenomm han…“ Einer meiner Lieblingssprüche von Gert Dudenhöfer wurde leider auch für einige Fahrschüler zur bitteren Wahrheit… Nur dass es sich in der Geschichte nicht um eine Schreibmaschine, sondern vielmehr um ein schon recht betagtes Auto handelte. Auf der Tür trug es die Aufschrift einer Fahrschule. Immerhin, es gibt welche!

Ich lauf also an einer relativ ruhigen Straße entlang und sehe ein paar fünfzig Meter vor mir auf der anderen Straßenseite eine kleine Ansammlung von Menschen um ein Auto herum stehen. Zwei, drei Frauen und vielleicht ein Dutzend Männer. Ein Älterer lief wild gestikulierend um den vorderen Teil des Wagens und rief den Menschen immer wieder etwas zu. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass es sich um eine Fahrschule handelt und befürchtete, dass da was Schlimmes passiert war. Alle, bis auf den Mann blieben allerdings auffällig ruhig und waren sehr aufmerksam. Die Wagenbeschriftung löste das Rätsel und ich kapierte, dass der Mann der Fahrlehrer war und seinen Schülern das Auto erklärte. Das ging so 5 Minuten, die Menge war entspannt und so ein Auto schien eine einfache Sache. Bis der Fahrlehrer etwas lauter wurde und mit etwas Tam-Tam vortrat und die Motorhaube öffnete. Was sich in dem Moment in den Gesichtern der Fahrschüler abspielte hat mich schier zerissen. Denen stand auf einen Schlag völlige Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben! Bei den Frauen war kurz aber deutlich ein Anflug von Hysterie zu spüren. Alle gemeinsam starrten sie ungläubig auf dieses Ding im Innern des Autos. Keiner wollte natürlich zugeben, dass er wohl mit allem, aber nicht damit gerechnet hatte. Ich meine, was erwarten die denn. Die Dinger fahren zu Millionen hier rum, sind laut, stinken und geben permanent Hupsignale von sich. Aber das sind ja die Autos der Anderen… Schade dass ich den Moment nicht mehr mitbekommen habe als die auch noch merkten, dass sich das Auto auch noch bewegt… genau wie all die Anderen. Namaste!

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Herr Wanninger in Indien

Also gestern war ich dann doch mal fassungslos. Eigentlich wollte ich mir ja nur ein Zugticket kaufen. Aber das ist in Indien gar nicht sooo einfach. Zumindest dann nicht wenn man es dort versucht, wo man denkt, da sei es am sichersten und geht easy. Nämlich am Bahnhof an den offiziellen Ticketschaltern. Ja nix easy! Ich stand nach etwa 1 Stunde kurz vorm Schrei-Anfall. Dabei hatte mich mein Taxifahrer gleich gewarnt und schlug vor, mich zu seinem Kumpel zu bringen, der macht das ganz schnell und ich muss nicht warten und bekomme mein Ticket auch noch ins Hotel gebracht. Hätt‘ ich doch nur auf ihn gehört. Hab ich aber nicht… Die Indian Railways erschienen mir zu dem Zeitpunkt (noch) vertrauenswürdiger.

HIer hast du 3 Möglichkeiten (k)ein Ticket zu kaufen: Am normalen Schalter – hier wartest du aber Stunden in der Schlange. Also bleiben der Kreditkartenschalter und der Touristen-Schalter. Hier beginnt auch schon das Problem. Am Kreditkartenschalter geht’s schnell, weil da kaum jemand ansteht. Ich also hin um zu erfahren, dass ich zwar zahlen kann, aber keine Bestätigung für meinen Platz bekomme. Na super! Also rauf in den ersten Stock zum Touristenschalter. Hier kann man mir den Sitz- und Schlafplatz garantieren, ich muss aber in Euro oder Dollar zahlen. Hab ich nicht. Alles bereits umgetauscht. Mein erster großer Fehler… Frag ich halt, ob man mir das Ticket hier buchen kann und ich es dann unten mit Karte zahlen kann. Die freundliche Dame schaut nach und nickt. Ist das jetzt ein Ja oder ein Nein? Ich komm irgendwie nicht weiter. Die Dame schickt mich wieder zum Kreditkartenschalter und meint jetzt funktioniert das. Ich also wieder runter. Mittlerweile saß ein mürrischer älterer Mann am Schalter wo vor 15 Minuten noch ein netter weiblicher Officer ihren Dienst tat. Ich erklär den Sachverhalt. Der Mann nickt (?) und erzählt mir, er kann mir keinen Platz geben, aber ich soll es doch mal am Touristenschalter versuchen… Da bleibst du nicht mehr gelassen!

Noch wollte ich nicht aufgeben. Das System muss zu knacken sein. Ich also wieder raus zu meinem Taxifahrer der grinsend auf mich wartete. Ich musste selbst schon lachen, als ich ihn sah. Zur Thomas Cook Bank. Rupees in Euro tauschen. Der Taxifahrer grinst noch breiter. Ich ignorier’s. 10 Fahrminuten später steh ich vor einem netten Bankangestellten und schildere mein Anliegen. Ich will Euros! Dann fragt er mich doch glatt nach meinem Ausweis und meinem TICKET! Ohne das geht’s nicht. Ich sage ihm, ich brauche die Euros um mir überhaupt ein Ticket kaufen zu können. Er erwidert, dafür braucht er meinen Pass und mein Ticket. Ruhepuls bei 180. Noch mal von vorne…
Dann versteh ich: Man kann Rupees erst 2 Tage vor Ausreise in Fremdwährung zurück tauschen. Der wollte nicht mein Bahnticket sehen, sondern mein Flugticket! Aber ich will ja noch ein paar Wochen bleiben. „Not possible!“ Auf zur nächsten Bank. Gleiche Antwort. Weil der Thomas Cook Angestellte aber sehr freundlich und hilfsbereit war, bin ich noch mal zurück, um zu fragen was ich denn für Möglichkeiten habe. Sein Vorschlag: Ich könne das Ticket doch gleich hier am Schalter kaufen. Ich glaub ich hör nicht richtig! „Das geht?“ frag ich. „No problem…“ Wir also zum Schalter am Ende des Raumes. Der Kollege am Computer fragt die Reisedaten ab und keine 5 Minuten später… „Not possible, Sir. Internet-Connection is down. Please come back tomorrow!“ GANZ BESTIMMT NICHT, MEIN FREUND!

Draußen war es brütend heiß. Ganz weit weg hör ich die Verkäufer fragen „Something Sir?“ ‚Ein Bahnticket‘ hätte ich am liebsten gerufen. Aber ich war völlig alle. Zerschellt am System. Demütig zurück zu meinem Taxifahrer, der in einer Seitenstraße auf mich wartete. Der bog sich vor Lachen als er meinen Gesichtsausdruck sah. Und ich lachte einfach mit! „Bring me to your friend, I give up!“ Wir amüsierten uns noch die ganze Fahrt und er erzählte mir ein paar Geschichten, die anderen Touristen passiert waren. Wenn so was einfaches wie das Kaufen eines Fahrscheines schon so umständlich ist, kann ich mir vorstellen wie es einem ergeht, wenn einem mal die Ausweispapiere abhanden kommen sollten. Ich verdränge den Gedanken sofort.

Um es kurz zu machen, nach ca. 10 Minuten in einem winzigen „Reisebüro“ hatte ich meine Reservierung und keine 3 Stunden später brachte mir der Büroinhaber persönlich mein Ticket ins Hotel. Die Mehrkosten beliefen sich auf rund 3 Euro. Plus die Taxifahrt durch die halbe Stadt natürlich. Vielleicht steckt hinter dem ganzen ja in Wirklichkeit ein ausgeklügeltes staatliches Förderprogramm zur Stärkung der privaten Wirtschaft, hm?

Noch ein Tipp für Indienreisende: NIEMALS alles Geld in Rupees tauschen. Behaltet immer eine Reserve!! Und vertraue deinem Taxifahrer! Ok, vielleicht nicht jedem… 😉

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