Im leicht entspannten Wiegetritt bin ich dann also die Ghats entlang Richtung Hotel gelustwandelt. Völlig entspannt im Hier und Jetzt. O.K, die Haut brannte teuflisch und meine Beine taten noch weh von der groben Behandlung. Aber morgen soll das ja… ihr wisst schon.

Als ich dann so gegen Acht an den Burning Ghats ankam und der Bestattungsbetrieb in vollem Gang war, traute ich weder Augen noch Ohren. Aber es war alles genau so da!

Vor mir stand der kleine Tempel oberhalb der Scheiterhaufen – eigentlich wie immer. Aber heute war das ganze Gebäude mit tausenden von blinkenden Lichtern bestückt. Und davor waren ca. 20 Lautsprecher zu einer mannshohen Schallwand aufgetürmt. Mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke entfuhr ihnen Musik, die ich durchaus als indische Discomusik bezeichnen würde. In Wahrheit bzw. für indische Ohren waren das aber ganz ganz heilige Lieder, nur halt etwas „aufgepeppt“. Und dazu die Weihnachtsbeleuchtung! Unfassbar. Irgend ein wichtiger heiliger Mann saß in dem Tempel. Ich riskierte auch einen Blick. Der Gute war vielleicht Mitte 30 , hatte lange Haare und sonst nicht viel am Leib. Er saß da unter einem Baldachin aus Blumengirlanden und sang seine Mantras in den nächtlichen Himmel und die Gemeinde klatschte sich in Ekstase. Untermalt von Disco-Klängen!

Und keine 5 Meter daneben saßen die Angehörigen und trauerten mitten in diesem Irrsinn um ihre Angehörigen, die gerade vor ihnen in Flammen aufgingen.  Und man konnte den Eindruck gewinnen, dass heute ein ganz besonders guter Tag war, um verbrannt zu werden. Irgendwie unterhaltsamer und heiliger als sonst. Das gibt’s halt nur in Indien!

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