Ich hoffte ja, dass wir am Morgen direkt von Joshimath los laufen würden, aber zuerst „durften“ wir wieder in den Jeep steigen und weitere 10 Kilometer und über 1.000 Höhenmeter nach Auli fahren. Na danke! Aber wenigstens das Wetter war gut. Der Himmel war klar und nur einzelne Wolken hingen in den nahen 6Tausendern. Aber das sollte sich noch gründlich ändern. Doch dazu später.

Anderthalb Stunden später erreichten wir Auli. DAS Wintersportzentrum Indiens! 2 Pisten mit einer Gesamtlänge von nicht mal 3 Kilometer, 2 Lifte und das war’s weitestgehend. Ansonsten war der Berg eine einzige Baustelle. Hier finden im Dezember die Asien-Winterspiele statt und die bauten gerade mit Hilfe von österreichischen Firmen eine neue Liftanlage und vor allem eine neue Piste. Allerdings werden dass keine sehr spannenden Abfahrtsläufe. Die Piste wird nicht sonderlich steil und länger als 1,5 km dürfte sie auch nicht sein. Bei uns wär‘ die definitiv ’ne Anfängerpiste.

Mittlerweile waren wir auf 3.000 Meter angekommen und der Himmel zog sich mehr und mehr zu. Die normale Temperatur um diese Jahreszeit betrug 15°C und der Winter war eh schon sehr mild. Die Berge in dieser Region hatten so gut wie keinen Schnee gesehen. Aber das sollte sich gleich ändern. Von Minute zu Minute wurde es kälter und ich merkte jetzt schon, dass meine Ausrüstung völlig unzureichend ist. Mit den Klamotten würde ich an einem kühlen Herbsttag vielleicht mal auf’n Grasberg gehen. Aber jetzt lag unser erstes Camp auf 3.300 Metern! Die beiden anderen hatten noch schlechtere Ausrüstung. Todd war mit Halbschuhen und Mimi mit gewöhnlichen Turnschuhen unterwegs. Und 8 Stunden Trekking lagen noch vor uns…

Am Anfang ging es ziemlich steil aufwärts und wir erreichten sehr bald schon die 3.500 Meter Grenze. Dabei befanden wir uns immer noch in herrlichen, uralten Bergwäldern. Hier standen riesige Eichenbäume, die zum Teil 400 bis 500 Jahre alt waren. Und kein Mensch griff in dieses System ein. Die Wälder kultivierten sich quasi selbst und diese Ursprünglichkeit war förmlich zu greifen. Allerdings waren wir alle so sehr mit frieren beschäftigt und hatten deshalb nicht so viel Raum für die Schönheiten der Natur. Von den Bergen war eh schon länger nichts mehr zu sehen. Tiefe Wolken bedeckten die Gipfel und die ersten Schneeflocken gingen auf uns nieder. Gott sei Dank sollten die Mulis, die unsere Ausrüstung zum Camp brachten, einen anderen Weg nehmen und bereits vor uns am Ziel sein. Die Aussicht auf einen heißen Chai, warmes Essen und einen dicken Schlafsack trieben uns an. Doch es sollte wieder einmal anders kommen. Die kürzere Route war total eingeschneit. Für die Mulis gab es kein Durchkommen. Und unsere Route sei zu gefährlich für die Mulis! Aha…

Also mussten die wieder absteigen und einen anderen Weg zum Lager nehmen. Das bedeutete aber auch, dass wir ohne warme Getränke oder Essen erst mal 4 Stunden auf die Mulis warten mussten. Im Freien, ohne viele Möglichkeiten uns gegen das Wetter zu schützen. Ramesh war allerdings guter Dinge. Ihm schien das Wetter zu gefallen. Alles eine Frage der Akklimatisierung. Wir machen gleich ein Feuer, wenn wir ankommen und dann geht es allen gleich viel besser.

Ich war mittlerweile stinksauer. Auf mich selbst, aber auch auf Ramesh, weil er die Situation bei der Buchung total runter gespielt hatte. Ich hatte ihm meine Klamotten gezeigt und er meinte, das würde schon ausreichen. Dabei sollte ich es ja von Garmisch her besser wissen. Und das war es, was mich doppelt ärgerte. Ich wusste, wenn ich von dem Trip nicht runter komme wird das alles eine Katastrophe, aber sich bei 35 Grad die Berge vorzustellen und dann am Gefrierpunkt darauf rum zu laufen sind halt 2 Paar Schuhe. Ich fror wie ein Schneider. Und immer noch 4 Stunden Fußmarsch vor uns…

Dann endlich kamen wir zum Camp, oder vielmehr da hin, wo das Camp später mal stehen soll. Ramesh fing sofort an, ein Feuer zu machen. Unter einem Felsvorsprung stapelte er Holz und schnell brannte ein kleines wärmendes Feuer. Allerdings lag das so geschützt, und die Felsplatte war so schräg, dass es fast nicht möglich war, sich daran zu wärmen. Ich stand da, und schüttelte nur noch den Kopf. Man musste sich wirklich hinkauern um dem Feuer nahe zu kommen und da das Holz vom vielen Schnee feucht war, saßen wir mehr oder weniger im dicken Qualm. Und es sollte noch mal 3 Stunden dauern, bis die Mulis kamen…

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