Also gestern war ich dann doch mal fassungslos. Eigentlich wollte ich mir ja nur ein Zugticket kaufen. Aber das ist in Indien gar nicht sooo einfach. Zumindest dann nicht wenn man es dort versucht, wo man denkt, da sei es am sichersten und geht easy. Nämlich am Bahnhof an den offiziellen Ticketschaltern. Ja nix easy! Ich stand nach etwa 1 Stunde kurz vorm Schrei-Anfall. Dabei hatte mich mein Taxifahrer gleich gewarnt und schlug vor, mich zu seinem Kumpel zu bringen, der macht das ganz schnell und ich muss nicht warten und bekomme mein Ticket auch noch ins Hotel gebracht. Hätt‘ ich doch nur auf ihn gehört. Hab ich aber nicht… Die Indian Railways erschienen mir zu dem Zeitpunkt (noch) vertrauenswürdiger.
HIer hast du 3 Möglichkeiten (k)ein Ticket zu kaufen: Am normalen Schalter – hier wartest du aber Stunden in der Schlange. Also bleiben der Kreditkartenschalter und der Touristen-Schalter. Hier beginnt auch schon das Problem. Am Kreditkartenschalter geht’s schnell, weil da kaum jemand ansteht. Ich also hin um zu erfahren, dass ich zwar zahlen kann, aber keine Bestätigung für meinen Platz bekomme. Na super! Also rauf in den ersten Stock zum Touristenschalter. Hier kann man mir den Sitz- und Schlafplatz garantieren, ich muss aber in Euro oder Dollar zahlen. Hab ich nicht. Alles bereits umgetauscht. Mein erster großer Fehler… Frag ich halt, ob man mir das Ticket hier buchen kann und ich es dann unten mit Karte zahlen kann. Die freundliche Dame schaut nach und nickt. Ist das jetzt ein Ja oder ein Nein? Ich komm irgendwie nicht weiter. Die Dame schickt mich wieder zum Kreditkartenschalter und meint jetzt funktioniert das. Ich also wieder runter. Mittlerweile saß ein mürrischer älterer Mann am Schalter wo vor 15 Minuten noch ein netter weiblicher Officer ihren Dienst tat. Ich erklär den Sachverhalt. Der Mann nickt (?) und erzählt mir, er kann mir keinen Platz geben, aber ich soll es doch mal am Touristenschalter versuchen… Da bleibst du nicht mehr gelassen!
Noch wollte ich nicht aufgeben. Das System muss zu knacken sein. Ich also wieder raus zu meinem Taxifahrer der grinsend auf mich wartete. Ich musste selbst schon lachen, als ich ihn sah. Zur Thomas Cook Bank. Rupees in Euro tauschen. Der Taxifahrer grinst noch breiter. Ich ignorier’s. 10 Fahrminuten später steh ich vor einem netten Bankangestellten und schildere mein Anliegen. Ich will Euros! Dann fragt er mich doch glatt nach meinem Ausweis und meinem TICKET! Ohne das geht’s nicht. Ich sage ihm, ich brauche die Euros um mir überhaupt ein Ticket kaufen zu können. Er erwidert, dafür braucht er meinen Pass und mein Ticket. Ruhepuls bei 180. Noch mal von vorne…
Dann versteh ich: Man kann Rupees erst 2 Tage vor Ausreise in Fremdwährung zurück tauschen. Der wollte nicht mein Bahnticket sehen, sondern mein Flugticket! Aber ich will ja noch ein paar Wochen bleiben. „Not possible!“ Auf zur nächsten Bank. Gleiche Antwort. Weil der Thomas Cook Angestellte aber sehr freundlich und hilfsbereit war, bin ich noch mal zurück, um zu fragen was ich denn für Möglichkeiten habe. Sein Vorschlag: Ich könne das Ticket doch gleich hier am Schalter kaufen. Ich glaub ich hör nicht richtig! „Das geht?“ frag ich. „No problem…“ Wir also zum Schalter am Ende des Raumes. Der Kollege am Computer fragt die Reisedaten ab und keine 5 Minuten später… „Not possible, Sir. Internet-Connection is down. Please come back tomorrow!“ GANZ BESTIMMT NICHT, MEIN FREUND!
Draußen war es brütend heiß. Ganz weit weg hör ich die Verkäufer fragen „Something Sir?“ ‚Ein Bahnticket‘ hätte ich am liebsten gerufen. Aber ich war völlig alle. Zerschellt am System. Demütig zurück zu meinem Taxifahrer, der in einer Seitenstraße auf mich wartete. Der bog sich vor Lachen als er meinen Gesichtsausdruck sah. Und ich lachte einfach mit! „Bring me to your friend, I give up!“ Wir amüsierten uns noch die ganze Fahrt und er erzählte mir ein paar Geschichten, die anderen Touristen passiert waren. Wenn so was einfaches wie das Kaufen eines Fahrscheines schon so umständlich ist, kann ich mir vorstellen wie es einem ergeht, wenn einem mal die Ausweispapiere abhanden kommen sollten. Ich verdränge den Gedanken sofort.
Um es kurz zu machen, nach ca. 10 Minuten in einem winzigen „Reisebüro“ hatte ich meine Reservierung und keine 3 Stunden später brachte mir der Büroinhaber persönlich mein Ticket ins Hotel. Die Mehrkosten beliefen sich auf rund 3 Euro. Plus die Taxifahrt durch die halbe Stadt natürlich. Vielleicht steckt hinter dem ganzen ja in Wirklichkeit ein ausgeklügeltes staatliches Förderprogramm zur Stärkung der privaten Wirtschaft, hm?
Noch ein Tipp für Indienreisende: NIEMALS alles Geld in Rupees tauschen. Behaltet immer eine Reserve!! Und vertraue deinem Taxifahrer! Ok, vielleicht nicht jedem… 😉