Die erste Nacht war der reine Horror. Eingezwängt in den Schlafsack in einem zu kleinen Zelt, das alle paar Stunden vom Schnee befreit werden musste, damit es nicht einknickte. Ich glaube, ich habe kein Auge zu gemacht. Es war nicht mehr ganz so kalt und mir war der Schlafsack schon wieder fast zu warm. Irgendwann hatte meine Matratze die Luft verloren, die Fleece-Hülle hatte sich bis derart um mich herum gewickelt, dass ich mich schier nicht mehr bewegen konnte als meine Blase meinte, sie müsse jetzt sofort raus zum Pinkeln. Ich war kurz vorm Durchdrehen! Und das wiederholte sich noch vier mal in der Nacht. Dabei hatte ich gar nicht so viel getrunken. Aber mein Körper war in heller Aufruhr, die Akklimatisierung in vollem Gange.
Obwohl ich genau sehen konnte, dass sich mein Konflikt nur in meinem Kopf abspielte, schaffte ich es nicht, mich zu beruhigen. Wenn ich es doch nur schaffe, mit den Umständen einfach zu sein, wäre alles gut. Und das war schon wieder ein Konflikt mehr. Ich brauchte noch die ganze Nacht und den nächsten halben Tag um mich mit der Situation abzufinden.
Das Wetter war am nächsten Morgen immer noch schlecht. Es schneite nicht mehr so stark, aber mit unserer miesen Ausrüstung war an ein Weitergehen nicht zu denken. Wir verbrachten also den ganzen langweiligen Tag im Lager. Keine Bücher, keine Karten, kein Gar nix! Ich weiß schon gar nicht mehr wie wir die Zeit rum gekriegt habe.
Am Nachmittag klarte es zum ersten mal auf und wir haben einen kurzen Ausflug auf einen nahen Gipfel gemacht. Die Aussicht genießen. Die war auch tatsächlich atemberaubend. Aber dort oben pfiff ein so eiskalter Wind, sodass wir nach wenigen Minuten umdrehen mussten und wieder zurück ins Camp gingen. Ich hatte mich mittlerweile an die Kälte gewöhnt. Nur der Wind war jetzt wirklich eklig.
Obwohl für den 3. Tag gutes Wetter angekündigt war, entschieden wir am Abend, dass wir morgen absteigen wollten. 2 Tage in Schnee und Kälte waren genug. Noch eine Nacht in dem winzigen Zelt, und ich drehe wirklich durch. Und die Möglichkeit, dass das Wetter erneut umschlägt, war ja auch noch da.
Der Himmel klarte am Abend tatsächlich auf und in einer eiskalten und sternenklaren Vollmond-Nacht fiel es mir schon viel leichter, den nächtlichen Weg zur Toilette zu finden 😉