Also gleich vorne weg. Mir geht’s heute gar nicht gut. In dem Zug von Varanasi nach Haridwar haben die so was wie eine „Sibirische Winter Simulation“ veranstaltet. Air Condition ist ja gut und schön wenn’s draußen fast 40 Grad im Schatten hat. Aber muss die Temperatur im Zug unter dem Gefrierpunkt liegen? Jedenfalls hat’s mir fast 17 Stunden lang eiskalte Luft auf den Kopf geblasen und ich brauche jetzt einen neuen Satz Nebenhöhlen! Der einzige Weg der Eiseskälte zu entfliehen war, mich an der offenen Zugtür aufzuhalten und den Fahrtwind zu genießen. Und der Ausblick von hier war richtig toll. Jetzt gings mal so richtig in die ländlichen Gebiete von Nordindien, überall saßen Pfauen auf den Wiesen und Feldern und die Bauern gingen ihrer Arbeit nach. Dieses Indien habe ich bislang hauptsächlich aus der Ferne, bzw. wie gestern im Vorbeifahren sehen dürfen.

Der Wechsel von kalt zu heiß war natürlich zusätzliches Gift für meine Gesundheit. Und als ich dann morgens um 5 in Haridwar aus dem Zug stieg, erwartete mich auch noch strömender Regen!! Dafür hab ich nicht bezahlt!! Und so war das auch nicht abgemacht!!

Es war übrigens Zufall, dass ich zu dem Zeitpunkt wach war und auch beim Halt des Zuges gefragt habe, ob das hier vielleicht schon Haridwar sei. Der „Zugbegleiter“ hatte mir nämlich nachts um 12 noch gesagt, dass wir keinesfalls vor 5:30 Uhr in Haridwar ankommen, eher sogar noch später, da wir in Varanasi schon mit Verspätung los gefahren waren. Ich hatte mir den Wecker dann aber auf 5 gestellt und den Ausstieg gerade noch so geschafft. Gott sei Dank!

Dann ab mit dem Taxi nach Rishikesh. Da war ich dann um kurz nach 6 und der Ort lag noch im Tiefschlaf. Dafür schüttete es aus vollen Rohren und nachdem das erste Hotel ausgebucht war, ließ mich der Fahrer sprichwörtlich im Regen stehen und fuhr einfach zurück. Nicht mal für Geld wollte er mir weiterhelfen. Das war selbst für mich neu!

Also insgesamt bereitete mir Rishikesh nicht gerade den freundlichsten Empfang. Und so menschenleer wirkte der Ort ziemlich deprimierend. Reizlose Architektur, selbst die Tempel sind einfach hinbetoniert, aber das Leben hier spielt sich ja im Inneren ab 😉 wen schert da schon äußere Schönheit? MICH, HALLO!! Landschaftlich sieht’s hier ein wenig aus wie im Isartal, nur dass es hier halt der Ganges ist, der sich aus den Bergen Richtung Kolkata aufmacht. Aber der Ort ist leider genauso dreckig und vermüllt, wie alle anderen Städte in Indien bisher auch. Hach was ham wir’s schön daheim 😉

Nach einem 2-Kilometermarsch mit Gepäck hatte ich dann auch gleich Glück und fand ein einfaches Guest House, dass noch Zimmer frei hatte. Das ist zwar bislang die einfachste und billigste Unterkunft meiner Reise, aber das Zimmer hat einen gewissen Charme und hier kann ich es ein paar Tage aushalten. Ich hoffe nur, meine Erkältung legt sich sehr schnell wieder und ich kann die Tage hier doch noch genießen… Davon hängt natürlich auch ab, ob ich den Trip in die Berge machen werde. Angeschlagen wie im Moment ist mir das zu riskant. Aber jetzt werde ich mich erst mal all den Sinnsuchenden und Yogapraktizierenden widmen und schauen, ob das hier ernst zu nehmen ist, oder ob es sich mehr um einen spirituellen Zirkus handelt. Das ist im Moment mein Empfinden, aber wie immer ist das eine Frage des Standpunktes und der eigenen Motivation hier zu sein. Es grüßt der verschnupfte Deutsch-Inder!

Related Images: