Um 3 ging’s los und mir erstaunlich gut. Vijai fing gleich das Erzählen an. Ich hab nix verstanden. Gut dass ich den Reiseführer vorher etwas gründlicher studiert hatte. So wusste ich wenigstens einigermaßen worum’s ging. Da ich bereits zu Fuß einige Gegenden erkundet hatte, konnten wir uns die sparen. Also gleich auf zum berühmten Chowbatty Beach. Ein großer Sandstrand an dem sich abends Familien, Freunde und Verliebte zum Sonnenuntergang treffen. Heut war aber eher Weltuntergang. Überall stolperten bunte Menschen rum, fielen hin und rappelten sich wieder auf. DIE GIFTIGE FARBE! dachte ich. War aber nur der Alkohol. Vijai meinte ich sollte besser nicht aussteigen. „Young People, very drunken, very aggressive, not good go to Beach“ Da vertrau ich ihm mal…

Unser nächster Stop war an einem Jain-Tempel in Malabar Hill. Sehr beeindruckend. Die Ruhe im Tempel und die Lebendigkeit der Statuen waren für mich ein sehr tiefes Erlebnis. Vorsichtig habe ich gefragt ob ich fotografieren dürfe, was mir freundlich lächelnd erlaubt wurde. Einen kleinen Eindruck von der Atmosphäre bekommt Ihr vielleicht bei den Bilder in der Galerie.

Und schon ging’s besinnlich weiter. Ich war jetzt innerlich völlig ruhig und auch mein Magen gab Ruhe. Nach einem kurzen Zwischenstopp mit Spaziergang in den Hanging Gardens gings weiter zum Haus in dem Mahatma Gandhi wohnte wenn er in Mumbai war. Ich bin immer wieder zutiefst von diesem Menschen beeindruckt. Und davon, wie das Leben (oder Gott, Liebe, Evolution) die Geschicke eines Menschen leitet. Und wie dieser Mensch seine Aufgabe dann vollkommen annimmt und ausfüllt. Mir standen da wirklich mehrmals die Tränen in den Augen. Hat aber keiner gemerkt. Und ihr sagt das auch nicht gleich weiter, gell?

Wir hielten dann an einer Stelle, an der es nichts zu sehen gab. Nur die Stimmung dort war irgendwie ungut. Obwohl es heller Tag war, fühlte es sich wie tiefe Nacht an. Vijai redete wild auf mich ein aber jetzt verstand ich gar nichts mehr. Ich nickte nur und weiter ging’s. Am Schluss unserer Tour habe ich erfahren dass es sich hier um das Gelände handelte auf dem die Parsen (Perser), eine sehr einflussreiche Gruppe in Mumbai, ihre Toten bestatten. Für die Parsen sind die Elemente Erder, Feuer und Wasser heilig. Deshalb legen Sie ihre Toten in die sog. Türme des Schweigens, wo dann die Geier und die Sonne die Körper zersetzen.

Am Schluss haben wir uns dann noch Mahalaxmi Dhobi Ghat angeschaut. Die größte Waschanlage von ganz Indien. In über 1000 gemauerten Bottichen wird die Wäsche fast sämtlicher Hotels aber auch von Privatleuten vom Schmutz und Staub der Straße befreit. Logistisch ein Meisterwerk.

Eigentlich macht Mahalaxmi Dhobi Ghat den Eindruck ein riesiger Slum zu sein, der eben der Arbeit des Waschens nachgeht. Vijai ist mir mir rein, nach wenigen Metern hat’s mir vom Gestank in den Gassen den Magen angehoben. Bloß nicht hier, bloß nicht jetzt, dachte ich. Es ging dann aber gleich wieder. Gearbeitet wurde heute nicht wg. Holi. Überall lagen Klamotten im Dreck – wie ’ne Wäscherei sah das beileibe nicht aus. Vijai beruhigte mich aber, und erklärte mir dass das die Klamotten der Bewohner seien, die sich selbige aus schierer Freude und Lebenslust während der nächtlichen Feier vom Leib gerissen hatten. Hab ich vielleicht doch was verpasst?…

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