Mein Plan sah wie folgt aus: Nach meiner späten Ankunft in Gaya wollte ich die Nacht dort verbringen und dann am nächsten Morgen mit Taxi oder Motor-Riksha nach Bodhgaya weiter. So weit der Plan. Und der war gut. So gut, dass ihn offensichtlich hunderte andere auch hatten. Jedenfalls bin ich mit dem Tuck-Tuck mitten in der Nacht von einem zum nächsten Hotel gegondelt und: alle voll. Keine Chance. Wir waren im Tuck-Tuck mittlerweile zu zweit. Ein Student aus Holland hatte sich mir angeschlossen, da wir das gleiche Ziel hatten. Also blieb nur, in der Nacht – es war mittlerweile schon fast Mitternacht – mit der Rikscha gleich nach Bodhgaya fahren und schauen ob wir dort noch eine Bleibe für die Nacht finden. Ich hatte mich vorher schon ein wenig informiert und hatte auch schon einen Favoriten: das Kirti Guest House. Ein Mittelklasse-Hotel, das vom tibetischen Kloster gegenüber geführt wird und ganz gute Kritiken erhalten hatte.
Mit der Riksha nachts auf der Landstraße ist ja schon Abenteuer genug. Die Riksha ist in der Straßenverkehrs-Evolution so ziemlich das schwächste Wesen, neben dem Fußgänger… Und auf der Straße waren fast nur LKW unterwegs. Und die stehen in der Hierarchie gaaanz weit oben. Und so benehmen die sich auch. Bei unserer Ankunft war ich jedenfalls hellwach und hatte einen deutlich überhöhten Adrenalinspiegel. Und der sollte gleich noch weiter steigen…
Gelandet sind wir schließlich im Lakshmi Guest House… Die wahrscheinlich abgerockteste Bude in ganz Bodhgaya. Aber es war dunkel, man hat nicht viel gesehen und jetzt war eh schon alles egal. Der Portier zeigte mir mein „Zimmer“ – und weg waren all die guten Gefühle, die sich auf der Bahnfahrt so schön aufgebaut hatten. Das war wirklich ein Loch. Ich weiß nicht ob in den letzten Jahren irgend jemand mal das Bad betreten hatte. Jedenfalls niemand mit einem Putzlappen in der Hand. Und ich hatte nicht vor, diese Tradition zu unterbrechen. Also gleich ins Bett, oder soll ich lieber sagen ins Brett! Auf dem Fußboden zu schlafen wäre nicht härter gewesen. Macht nix. Erst mal frische Luft rein lassen… Dumm nur, dass das einzige Fenster in dem winzigen Raum nicht nach außen sondern lediglich zum Flur hin ging. Mahlzeit! Das wird ’ne Nacht. Stickige heiße Luft in einem 5-Quadratmeter-Irgendwas mit einem Wand-Ventilator, der in alle Richtungen bließ, nur nicht dahin wo ich lag. Und das in einem so winzigen Raum! Die haben’s einfach drauf hier.
Geschlafen hab ich kaum und um sechs in der Früh war ich putzmunter und fest entschlossen sofort auszuchecken und mir ’ne andere Bleibe zu suchen. Ich also raus aus’m Haus – und stehe mitten im Slum von Bodhgaya. Müll, Dreck, Gestank und kackende Kinder. So hab ich mir meine Ankunft hier nicht vorgestellt. Aber ich bin halt in Indien. Da sind die Dinge auch mal anders als erwartet.
Ich also schnurstracks zwischen den Hütten durch Richtung Zentrum. Nach wenigen Minuten hatte ich das Kirti Guest House auch gefunden. Es war zwar noch sehr früh, aber die Rezeption war besetzt. Und die hatten auch ein Zimmer für mich… Leider im Keller, ohne Fenster. Ich krieg die Krise. Also auf zum nächsten Hotel. Die hatten erst mal mehrere Zimmer für mich zur Auswahl. Was ich wollte, war ein Zimmer mit Aussicht. Das hätte ich vielleicht näher definieren sollen. Aussicht von Zimmer Nummer eins: Ein Müllberg hinterm Haus. Aussicht von Zimmer Nummer zwei: eine Mauer ca. ein Meter entfernt. Die haben doch einen an der Klatsche! Bei Zimmer Nummer drei war dann alles o.k.! Ich also vom 4. Stock wieder runter und wollte das Zimmer buchen, da sagt mir der mittlerweile ausgetauschte Herr hinter der Rezeption, dass nichts frei sei. Die Zimmer sind alle reserviert. Grrrrr! Ich hab’s noch bei 2 anderen Häusern probiert, überall das gleiche. Was blieb mir also anderes übrig, als demütig zurück zum Kirti zu gehen und das Kellerzimmer zu nehmen. Das war wenigsten tiptop sauber.
Aber! Das Zimmer war mittlerweile weg. Und gerade als ich schon aufgeben wollte, fragt mich der Manager ob ich ein Zimmer mit Balkon und Aussicht auf das tibetische Kloster haben möchte! Auf gar keinen Fall! Nein, bloß nicht! Im Ernst, ich hab natürlich sofort zugesagt und kurz drauf eingecheckt. Und jetzt habe ich ein wunderschönes Zimmer mit Balkon, Ausblick und toller Atmosphäre… Das Leben ist gut zu mir. Nur manchmal braucht es halt ein bisschen…
Om mani padme hum! ॐ मणिपद्मे हूँ
HW derr, Oliver,
viel Spass weiterhin bei der Achterbahnfahrt. Den beiden Kommentatorinnen kann ich mich gern anschliessen – allerdings waren’s bei uns sogar 30 cm Schnee. Hoffe, Du bringst ein bisschen Sonne mit zurueck;-)
Einen herzlichen Gruss – auch von meiner besseren Haelfte!
Hier scheit es auch wieder auf die Krokuswiesn – das und vieles andere bringt mich glatt zum Heulen. Schöne Zeit in Indien.
Lieber Olli, heute früh hat´s bei uns nach stürmischer Nacht ca. 20 cm geschneit – also wieder rein in die Eisstockschuhe. Geniesse die Wärme,die Sonne und das Licht. Samstag vormittag wars, alleine mit der Süddeutschen, recht einsam im Aran – zum Glück war die Chilli-Butter-Breze exorbitant scharf, a bisserl Indien is halt überall.In diesem Sinne „panta rei“ (alles ist im Fluss), Sissi