Hallo Leute, ich bin wieder da! Und erst mal Danke für die tollen Kommentare und Mails, die mich hier in Kolkata erreichen! So ein bisschen Heimat tut schon gut 🙂
Nachdem mich das Eisenmonster vorgestern früh um 6 Uhr geschluckt hat, spuckte es mich 33! Stunden später in Kolkata wieder aus. Mein Chauffeur hat mich natürlich am Morgen um 5 versetzt und ich fing an erst mal einige Taxifahrer zu wecken. Die schlafen nachts in ihren Taxis – für mich ein großer Vorteil. Jetzt gab’s 2 Probleme zu lösen: Der Fahrer musste schnell wach werden und kapieren worum’s ging. Und bevor er wußte, worum es ging – nämlich um eine ziemlich kurze und wenig ertragreiche Fahrt musste mein Gepäck schon im Taxi sein. Da hilft es ein wenig, dass alle glauben man wolle zum Flughafen. Und das wäre eine lange und „teuere“ Angelegenheit.
Beim zweiten Kutscher hat’s dann geklappt und ich war rechtzeitig am Bahnhof. Wenn man mal kapiert hat, wie das System funktioniert, ist es ganz einfach, sich an den riesigen Bahsteigen zurechtzufinden um auch das richtige Abteil zu finden. Nun ja, ich hab erst mal lange nichts kapiert… Aber ein hilfsbereiter Gepäckträger hat sich dann meiner angenommen und mir das Gepäck zum richtigen Waggon – davon gibt es ungefähr 25 bis 30! – und schließlich bis zu meinen reservierten Platz gebracht. Und dann stehste erst mal da und bist sprachlos! Ich werd nie wieder über die Bahn ein schlechtes Wort sagen (außer es ist berechtigt). Das ganze ist eng – wenn sich 2 gegenübersitzen ist kaum Platz für die Beine – schmuddelig (so mit Käfern und so…) und eiskalt – airconditioned halt. Und dann das Fenster. Mehr so ne Art Schießscharte aus blickdichtem Glas. Also viel zu sehen gab es auf der Fahrt nicht. Und das war ja eigentlich der Hauptgrund den Zug als Reisemittel zu wählen. Man lernt halt nie aus.
Kurz darauf stieg noch ein ind. Geschäftsmann mit ins „Abteil“ und wir verbrachten die nächsten 25 Stunden mehr oder weniger schweigend und dösend. Sehr kommunikativ war er nicht. Dennoch war die Fahrt überraschend entspannt. Gut, das ist nicht für Menschen mit verstärktem Bewegungsdrang. Aber wenn du erst mal realisiert hast, dass du hier so schnell nicht mehr rauskommst, geht’s dann schon.
5 Stunden vor Ankunft in Kolkata tat es plötzlich mehrere Schläge und der Zug hielt an. Maschinenschaden oder so was ähnliches. Ich hab nicht viel verstanden, außer dass es erst mal nicht weitergeht. Eine neue Lok muss her und das kann dauern. Tat es dann auch… Fast 3 Stunden vergingen bis zur Weiterfahrt. Aber nach 25 Stunden fallen ein paar Stunden mehr oder weniger auch nicht mehr ins Gewicht.
Die letzte Stunde setzte sich dann ein wirkliche netter Typ dazu. Revisions-Inspektor bei der Bahn. Und Christ. Das war merkwürdigerweise das erste, was er mir erzählte. Wir hatten ein wirklich tolles Gespräch über Indien, Jobs, Religionen und so ganz nebenbei weihte er mich noch in die Geheimnisse des Zugticket-Kaufens ein. Werd ich alles für meine nächste Fahrt einsetzen! Gott meint es gut mit mir…